Herr Irle, Siltronic hat aufreibende Monate hinter sich. Anfang des Jahres ließ das Wirtschaftsministerium den Kauf von Siltronic durch das taiwanische Unternehmen Global Wafers platzen. Haben Sie die Absage schon verwunden?
Als wir vom Bund die Rückmeldung bekamen, dass der Verkauf nicht klappen würde, fanden wir das natürlich sehr schade. Aus unserer Sicht hätte dieser Zusammenschluss für beide Unternehmen viel Positives gebracht. Als sich abzeichnete, dass die Bundesregierung deutliche Vorbehalte hatte, haben wir intensiv an einem alternativen Plan gearbeitet. Für uns war klar: Dann machen wir es eben allein! Das ist aus meiner Sicht durchaus eine mutige Entscheidung, wir sind schließlich eine sehr investitionsintensive Branche. Der Bau unserer neuen Fabrik in Singapur wird bis 2024 rund 2 Milliarden Euro kosten. Das ist im Verhältnis zu einem Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro natürlich viel. Aber wir sind überzeugt, dass wir es auch aus eigener Kraft schaffen und weiter wachsen werden.
Siltronic gehört weltweit zu den fünf größten Waferherstellern und ist in dieser Riege der einzige europäische Konzern. War es nicht erwartbar, dass die Bundesregierung einen Verkauf nach Asien kritisch sehen könnte?
Wir haben uns natürlich intensiv vorher beraten lassen. Von unseren Anwälten hatten wir die Einschätzung erhalten, dass wir voraussichtlich eine Genehmigung bekommen würden. Während wir im Verkaufsprozess waren, hat sich allerdings die Lage durch den akuten Chipmangel stark verändert. Die deutsche und die europäische Politik haben eine Wende vollzogen und wollen die Kronjuwelen der Industrie in der EU halten. Nachdem die Chipindustrie lange wenig beachtet wurde, will man nun bei wichtigen Technologien nicht in eine Abhängigkeit geraten. Ein halbes Jahr vorher wäre der Deal wohl noch durchgegangen, und ein halbes Jahr später hätten wir den M&A-Deal wahrscheinlich gar nicht erst in die Wege geleitet.
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