Nach knapp sieben ereignisreichen Jahren geht die Ära von CFO Enno Spillner bei Evotec zu Ende: Mit Wirkung zum 1. April wird der 52-jährige Diplom-Kaufmann das Hamburger Biotech-Unternehmen verlassen, teilt Evotec mit.
Seine Nachfolgerin steht bereits fest: Laetitia Rouxel, derzeit noch globale CFO des Bauunternehmens Wavin, übernimmt das Finanzressort des MDax-Konzerns. Sie verfügt laut Evotec über mehr als 25 Jahre Finanzerfahrung in verschiedenen Branchen, darunter Life Sciences, Ernährung, Kosmetik und im Bausektor.
CFO Spillner wechselt von Evotec zu Formycon
Spillner, dessen Karriere in der Biotechnologiebranche 1999 begann, bleibt dem Sektor derweil treu: Er wechselt zum bayerischen Arzneimittelhersteller Formycon, wo er Mitgründer und Interims-CFO Nicolas Combé beerben wird.
Rein zahlentechnisch betrachtet geht es bei seinem künftigen Arbeitgeber deutlich kleiner zu: Im ersten Halbjahr 2022 erwirtschaftete Formycon einen Umsatz in Höhe von 17,6 Millionen Euro – ein Bruchteil der 351 Millionen Euro, die Evotec im selben Zeitraum erzielte.
Dennoch verfolgt Formycon einen durchaus ambitionierten Wachstumskurs: 2017 wurde das Unternehmen in das KMU-Börsensegment Scale aufgenommen. Im Anschluss folgten diverse Kapitalerhöhungen sowie Asset-Deals, wie etwa die Übernahme von Biosimilar-Assets von Athos, dem Family Office des Investorengespanns Andreas und Thomas Strüngmann. Seither sind die Strüngmann-Zwillinge – die schon bei Biontech das richtige Investmentgespür in der Biotech-Branche bewiesen haben – auch Ankeraktionär von Formycon.
Genau in diesem Bereich der Biosimilars liegt der Schwerpunkt des Unternehmens: Diese Medikamente weisen eine hohe Ähnlichkeit zu bereits zugelassenen Referenzprodukten auf, werden jedoch für rund 20 Prozent niedrigere Preise verkauft.
Finanzchef Spillner formte Evotec zum Börsenliebling
Nach Angaben von Formycon beziffern Experten das globale Wachstum für diese junge Arzneimittelklasse in den kommenden Jahren auf stattliche 20 Prozent jährlich. Aktuell hat das Unternehmen sechs solcher Biosimilars in der Entwicklung. Zudem arbeitet es an der Entwicklung eines Covid-19-Medikaments.
Vermutlich ist es genau diese potentielle Wachstumsstory, die Spillner reizt. So schätze der Manager vor allem das „beachtliche Portfolio“ und das „außerordentliche Potenzial“ der Planegger. Er will als CFO „intensiv daran arbeiten, Formycon hin zu einem der führenden Player in einem der großen Wachstumssegmente in der pharmazeutischen Industrie zu entwickeln“, wie der designierte Finanzchef erklärt.
Bei Evotec konnte er bereits unter Beweis stellen, dass er Talent für solche Aufgaben hat: Unter seiner Ägide reiften die Hamburger dank kräftiger Umsatz- und Gewinnsprünge innerhalb kurzer Zeit zu einem echten Börsenliebling. Am 24. September 2018 erfolgte als Belohnung die Aufnahme in den MDax.
Zu Spillners Highlight-Erfolgen zählen unter anderem der im Juni 2019 platzierte erste Schuldschein von Evotec, der 250 anstatt ursprünglich geplant 100 Millionen Euro in die Kassen spülte, sowie die im Oktober 2020 durchgeführte Kapitalerhöhung über rund 250 Millionen Euro, die dem Unternehmen eine Net-Cash-Position bescherte.
Entsprechend groß sind die Vorschusslorbeeren: „Mit Enno Spillner gewinnen wir einen erfahrenen und hervorragenden Manager, der viele Jahre überaus erfolgreich als Finanzvorstand bei international agierenden börsennotierten Biotechnologieunternehmen gearbeitet hat. Wir sind davon überzeugt, dass er mit seiner Expertise das Unternehmen prägen und helfen wird, die Erfolgsgeschichte der Formycon fortzuschreiben“, kommentiert Olaf Stiller, Aufsichtsratschef von Formycon.
Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.