DBAG gelingt Exit bei der R+S Group

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Die DBAG trennt sich erfolgreich von ihrer Beteiligung am Klimatechnikspezialisten R+S Group.
Die DBAG trennt sich erfolgreich von ihrer Beteiligung am Klimatechnikspezialisten R+S Group. Foto: reimax16 - stock.adobe.com

Die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) hat sich erfolgreich von ihrer Mehrheitsbeteiligung an der R+S Group getrennt. Der Private-Equity-Investor verkauft seine Anteile an dem in Fulda ansässigen Klimatechnikspezialisten an das deutsch-schweizerische Greentech-Unicorn Nokera. Auch die engagierte Haspa Beteiligungsgesellschaft für den Mittelstand, eine Tochter der Hamburger Sparkasse, veräußert ihre R+S-Anteile.

Der Verkaufserlös wird teilweise in eine Minderheitsbeteiligung an Nokera reinvestiert, teilt die DBAG mit. Wie hoch diese ist, gaben die Frankfurter nicht bekannt. Der Vollzug der M&A-Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden.

Die DBAG hatte die Mehrheit an R+S im März 2021 erworben. Ungewöhnlich an dem Deal war, dass der Investor diesen ausschließlich aus eigenen Bilanzmitteln finanziert hatte. Die Frankfurter nennen diese Investments „Langfristige Beteiligungen“. Die DBAG hat eigenen Aussagen zufolge rund 18 Millionen Euro in R+S investiert. Meist tritt die DBAG als Co-Investor an der Seite des eigenen, rund 1,1 Milliarden Euro schweren achten Buy-out-Fonds auf.

R+S und Nokera arbeiten bereits zusammen

Nokera ist spezialisiert auf die serielle Fertigung von Häusern in der Holz-Hybridbauweise sowie auf Wandteile, die zur energetischen Sanierung bestehender Häuser verwendet werden können. R+S bündelt verschiedene Dienstleistungen in der nachhaltigen Versorgungstechnik. So ist das Fuldaer Unternehmen unter anderem für einen Teil der Elektrotechnik am neuen Terminal 3 des Frankfurter Flughafens zuständig.

Durch den Zukauf integriert Nokera Leistungen der technischen und klimaneutralen Gebäudeausrüstung, wie Wärmepumpen und Photovoltaik, in seine serielle Gebäudeproduktion und baut die Kompetenzen rund um die smarte Digitalisierung des Gebäudesektors weiter aus. Die beiden Unternehmen arbeiten bereits seit einiger Zeit zusammen und vertiefen nun ihre Zusammenarbeit.

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R+S-Käufer Nokera hat seit April Einhorn-Status

Durch die Übernahme vergrößert sich die Zahl der Mitarbeiter um 3.000 auf rund 4.000 und Nokeras Umsatz steigt um mehr als Doppelte um 365 Millionen Euro auf 500 Millionen Euro im Jahr. Im April erst hatte Nokera auf Basis einer Bewertung von über 1 Milliarde Euro eine Finanzierungsrunde in Höhe von 200 Millionen Euro abschließen können.

Der Standort Fulda – insbesondere die Zentrale der R+S Group – soll die Basis für ein Shared-Service-Center der Nokera werden und somit ebenfalls ausgebaut werden. Die Übernahme bringt auch personelle Veränderungen mit sich. Der bisherige R+S-CEO, Ralph Burkhardt, wird neuer Vorstandsvorsitzender von Nokera. Auf ihn folgt bei R+S Hubertus Berberich, bislang Geschäftsführer für die Dachmarke der Technischen Gebäudeausrüstung.

DBAG fließt aus R+S-Exit 14 Millionen Euro zu

Der Verkauf führt im laufenden dritten Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 zu einer Erhöhung der Nettoerträge aus dem Beteiligungsgeschäft um rund 14 Millionen Euro. Die DBAG aktualisiert deshalb ihre Prognose für den Nettovermögenswert zum 30. September 2023 und das Konzernergebnis für das Geschäftsjahr 2022/2023.

Im Mai waren die Frankfurter von einem Nettovermögenswert zwischen 610 und 715 Millionen Euro sowie von einem Konzernergebnis zwischen 85 und 115 Millionen Euro ausgegangen. Nun hat der Private-Equity-Investor konkretisiert, dass er die obere Hälfte der bisherigen Prognosebandbreite erreichen wird.

DBAG stemmt Exit trotz düsterem Marktfeld

Das Marktumfeld für Exits ist zurzeit schwierig. Das belegt unter anderem der jüngste FINANCE Midmarket-Private-Equity-Monitor: So gaben mehr als 80 Prozent der Befragten an, das aktuelle Marktumfeld für Exists als „mittelmäßig“ bis „schwierig“ zu empfinden. Dass es trotzdem nicht unmöglich ist, derzeit Portfoliounternehmen zu verkaufen, zeigt nicht nur der aktuelle Deal der DBAG, sondern auch die vier Veräußerungen, die der Finanzinvestor im ersten Halbjahr getätigt hat.

Umso mehr freut sich der Finanzinvestor über den geglückten Verkauf. „Die Erweiterung unserer Anlagestrategie, ausschließlich mit Mitteln aus der eigenen Bilanz zu investieren, hat uns zusätzliche Investitionsmöglichkeiten eröffnet“, sagte Jannick Hunecke, Mitglied des Vorstands der DBAG. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer Reinvestition an den attraktiven Wachstumsperspektiven des Marktes für kosteneffiziente und nachhaltige Wohnimmobilien partizipieren können und investieren zudem in das vom ESG-Trend getriebene nachhaltige Bauen“, so Hunecke weiter.

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DBAG Co-Investor bei AOE-Übernahme

Nur wenig später gab die DBAG eine weitere Transaktion bekannt: die Übernahme des Software-Dienstleisters AOE Group. Bei der Übernahme der AOE Group tritt die DBAG wieder als Co-Investor des eigenen Fonds auf. Neben der Investition aus dem Fonds heraus beteiligt sich die DBAG mit Mitteln aus ihrer Bilanz über 10,3 Millionen Euro. Die Gründer von AOE haben sich substanziell an der Transaktion rückbeteiligt und werden das Unternehmen weiterhin führen. QVM Privatkapital wird ebenfalls als Minderheitsgesellschafter beteiligt sein.

Die AOE Group sitzt in Wiesbaden und beschäftigt knapp 200 Menschen. Die Beteiligung ist nicht das erste IT-Investment der DBAG: In der Vergangenheit war sie schon bei Unternehmen wie Cloudflight, Freiheit.com oder Akquinet beteiligt. Die Transaktion, die noch der Zustimmung der Behörden bedarf, soll voraussichtlich im August abgeschlossen werden. Über die Bedingungen des Verkaufs haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.