M&A-Deals: Volkswagen, Aareal Bank, Covestro

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Die spannendsten M&A-Deals der Woche im FINANCE-Rückblick. Foto: luca-piccini-basile - stock.adobe.com
Die spannendsten M&A-Deals der Woche im FINANCE-Rückblick. Foto: luca-piccini-basile - stock.adobe.com

Volkswagen gründet Joint Venture mit Rivian

Volkswagen und der E-Auto-Hersteller Rivian gründen ein Joint Venture zur Entwicklung von Fahrzeugsoftware, die künftig in Elektrofahrzeugen beider Unternehmen zum Einsatz kommen soll. Die Wolfsburger werden in einem ersten Schritt eine Milliarde US-Dollar in Form einer Wandelanleihe in Rivian investieren, die nach dem Vorliegen der fusionskontrollrechtlichen Freigaben, nicht jedoch vor dem 1. Dezember 2024, in Rivian-Aktien umgewandelt wird. Für den Fall einer erfolgreichen Umsetzung des Joint Venture beabsichtigt Volkswagen, weitere bis zu 4 Milliarden Dollar in Rivian und das Gemeinschaftsprojekt zu investieren.

Die Investitionen in Rivian-Aktien sollen – einschließlich der Wandelanleihe – insgesamt bis zu 3 Milliarden US-Dollar betragen und in zwei weiteren Tranchen von je einer Milliarde Dollar in den Jahren 2025 und 2026 erfolgen. Des Weiteren ist vorgesehen, dass Volkswagen nach Gründung des Joint Venture im Jahr 2024 eine Milliarde Dollar für die 50-prozentige Beteiligung am Joint Venture und eine Lizenz an der E/E-Architekturtechnologie von Rivian investiert sowie dem Joint Venture im Jahr 2026 ein Darlehen in Höhe von einer Milliarde Dollar gewährt.

Die Transaktion ist abhängig von dem Eintritt bestimmter Bedingungen sowie dem Erreichen bestimmter Meilensteine, wie insbesondere dem Erhalt der fusionskontrollrechtlichen Freigaben und der Verhandlung sowie dem Abschluss der endgültigen Vereinbarungen durch die Parteien. Volkswagen wurde von einem Linklaters-Team bei der Transaktion beraten. Gleiss Lutz hat den Aufsichtsrat von Volkswagen bei der Investition beraten.

Aareal Bank verkauft Aareon

TPG kauft zusammen mit der kanadischen Investmentgruppe CDPQ das Softwarehaus Aareon für rund 3,9 Milliarden Euro von den bisherigen Eigentümern Aareal Bank und Advent International. Der Mainzer Software-as-a-Service-Anbieter, der Lösungen für die Immobilienwirtschaft anbietet, werde im Zuge der Übernahme unabhängig aufgestellt, heißt es in einer Mitteilung.

Aareon befindet sich derzeit noch mehrheitlich im Besitz des Immobilienfinanzierers Aareal Bank. Investor Advent war bei der Software-Tochter 2020 mit 30 Prozent eingestiegen und hatte dafür 260 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Der Deal mit TPG und CDPQ soll in der zweiten Jahreshälfte 2024 abgeschlossen werden, wenn die aufsichtsrechtlichen Genehmigungen vorliegen. TPG wird dabei Mehrheitseigner, Partner CDPQ ist mit einer Minderheitsbeteiligung engagiert. 

Auch der bisherige Mit-Eigner Advent werde „seine Beteiligung an Aareon fortsetzen und neues Eigenkapital für einen Minderheitsanteil an dem eigenständigen Unternehmen investieren“, heißt es. Weil beriet Advent bei der Transaktion. 

Kurz vor der Übernahme erwarb Aareon noch eine Tochtergesellschaft der Haufe Group, die Haufe-Lexware Real Estate. Die ERP-Softwarelösungen der Haufe-Lexware Real Estate sollen in das Produktportfolio der Aareon-Gruppe überführt werden. Der Vollzug der Transaktion wird für Ende Juni 2024 erwartet. Ein CMS-Team unter der Leitung der beiden Partner Jesko Nobiling und Jörg Zätzsch beriet die Haufe Group bei der Transaktion.

Covestro verhandelt mit Adnoc

Covestro steigt in konkrete Verhandlungen mit der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) „über eine mögliche Transaktion und den möglichen Abschluss einer Investitionsvereinbarung“ ein, wie das Unternehmen am Montagmorgen mitteilte.

Adnoc habe Covestro 62 Euro pro Aktie in Aussicht gestellt. Dieser Preis hängt allerdings noch von den Ergebnissen der Confirmatory-Due-Diligence-Prüfung ab. Weiterhin müssen sich die beteiligten Parteien auf die Inhalte einer Investitionsvereinbarung einigen. Zuletzt waren im Zusammenhang mit informellen Gesprächen Preise zwischen 55 und 57 Euro kolportiert worden.

Im nächsten Schritt werden die Leverkusener den Arabern Einblick in die Bücher für die Confirmatory-Due-Diligence-Prüfung gewähren und die konkreten Verhandlungen aufnehmen. Die Gespräche laufen bereits seit mehreren Monaten im Hintergrund und ergebnisoffen.

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Beim Unternehmenswachstum spielt M&A eine wichtige Rolle. Spannende Analysen, News zu Deals, Trends und Playern im M&A-Markt finden Sie hier.

Weitere M&A-Deals

Die Compugroup Medical (CGM) hat das norwegische Softwarehaus Pridok übernommen. Das 2013 gegründete Unternehmen entwickelt und vertreibt das Arztinformationssystem „Pridok EPJ“ für Norwegen. Mit der Übernahme will CGM die Marktposition in Nordeuropa stärken. Der anfängliche Kaufpreis beläuft sich auf rund 35,7 Millionen Euro. Um die früheren Eigentümer und zukünftigen Manager am Erfolg der Geschäftsentwicklung zu beteiligen, wurden Earn-Out-Zahlungen von bis zu 16,3 Millionen Euro vereinbart.

SIS und Endegs fusionieren zu ETS Degassing. Beide Unternehmen sind in der industriellen Emissionsminderung und Entgasung tätig. Hauptsitz von ETS Degassing wird das niedersächsische Amelinghausen sein.

Pinova Capital hat die Neuromedex-Gruppe erworben. Im Zuge der Transaktion haben sich der Gründer sowie ein weiterer Geschäftsführer rückbeteiligt. Neuromedex ist ein führender Anbieter von Einwegprodukten für Neurochirurgie und Intensivmedizin mit Sitz in Hamburg. Finanzielle Details der Transaktion wurden nicht bekannt gegeben. Ein CMS-Team unter der Leitung des Partners Markus Herz beriet Pinova bei der Transaktion.

Die Peter Möhrle Holding verkauft den Fahrradhändler Grofa Action Sports an den taiwanesischen Elektronikkonzern Darfon Electronics. Grofa bedient rund 5.800 Einzelhändler in Deutschland, Österreich, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Polen. Im Jahr 2023 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro. Für Darfon markiert die Akquisition einen ersten Eintritt in den deutschen Markt und eine gezielte Expansion im europäischen E-Bike-Sektor. Die finanziellen Details wurden nicht genannt. Die Transaktion bedarf noch der Freigabe durch die Kartellbehörden. Ein Team von Heuking beriet die Peter Möhrle Holding.

Die DIK Deutsche Industriekapital (DIK) hat den Jalousien-Händler Teba übernommen. Das Transaktions-Team von BDO Legal beriet die Teba-Gesellschafter in rechtlicher und steuerlicher Hinsicht.

Senco beteiligt sich im Rahmen einer Kapitalerhöhung von 30 Millionen Euro mit einem 20-Millionen-Euro-Investment am niederländischen Pipeline-Produzenten Strohm. Das Investment soll dazu beitragen, den verstärkt auf Wasserstoff- und Carbon-Capture-Anwendungen ausgerichteten Wachstumskurs von Strohm voranzutreiben. Senco wurde bei der Transaktion von DLA Piper, Deloitte, DNV und PwC beraten, bei Strohm fungierten Bryan, Garnier & Co., Florent und KPMG als Berater.

M&A-Berater-News

Nach FINANCE-Informationen verlässt Debt Advisor und Partner Maximilian Rohardt die spanische Investmentbank Alantra bereits Ende Juni. Alantra wollte den Weggang auf Nachfrage von FINANCE nicht kommentieren. Rohardt wird nach seinem Abgang knapp zehn Jahre für Alantra tätig gewesen sein, zwischenzeitlich hatte er sogar mit seinen beiden Kollegen Christoph Handrup und Christopher Jobst die Interimsführung der Investmentbank in Deutschland inne.

Wohin es den Debt Advisor zieht, ist nicht bekannt. Am Markt kursieren jedoch Gerüchte über seinen künftigen Arbeitgeber. So ist unter anderem zu hören, dass der ehemalige Co-Deutschlandchef von Alantra Wolfram Schmerl bald mit einem neuen Projekt aufwarten wird und dafür Alantra-Leute verpflichtet, darunter auch Maximilian Rohardt. Wiederum andere Marktteilnehmer berichten, Rohardt würde bei einer gänzlich neuen Adresse aufschlagen.

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M&A-Berater

Die M&A-Beraterbranche ist ständig in Bewegung. M&A-Boutiquen fusionieren mit Partnern, Investmentbanken sichern sich durch die Übernahme deutscher Häuser den Eintritt in den Markt. Alles über die Konsolidierungen, die wichtigsten personellen Zu- und Abgänge sowie aktuelle Markteinschätzungen der Branchenteilnehmer finden Sie auf dieser Themenseite.

M&A-Gerüchteküche

M&A-Gerüchte rund um Bosch: Der Automobilzulieferer steht möglicherweise vor einem Milliardenzukauf in Übersee. So sollen die Stuttgarter erwägen, den US-Konzern Whirlpool zu übernehmen, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf drei mit dem Fall betraute Personen berichtet. Den Informationen zufolge zeige Bosch Interesse und ziehe ein Angebot für den Hausgerätehersteller in Betracht. „Marktgerüchte kommentieren wir nicht“, sagte eine Bosch-Unternehmenssprecherin dazu auf FINANCE-Anfrage. Auch ein Sprecher des US-amerikanischen Unternehmens Whirlpool stellte heraus, dass man Marktgerüchte und Spekulationen nicht kommentiere.

Info

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.