Größte Tochter der Weltbild-Gruppe ist pleite – Sagur neuer CFO

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Werden die Filialen von Weltbild künftig noch in deutschen Innenstädten zu finden sein? Foto: Weltbild
Werden die Filialen von Weltbild künftig noch in deutschen Innenstädten zu finden sein? Foto: Weltbild

Schock in der deutschen Verlagswelt: Das Traditionshaus Weltbild hat am heutigen Montag Antrag auf Insolvenz beim Amtsgericht Augsburg gestellt. Das geht aus dem Onlineportal „Insolvenzbekanntmachungen“ hervor. Als erstes Medium hatte die „Wirtschaftswoche“ darüber berichtet.

Konkret handelt es sich um die Weltbild GmbH & Co. KG, der größten operativen Einzelgesellschaft innerhalb der Weltbild-Gruppe. Zum Insolvenzverwalter wurde Christian Plail, Partner bei der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz, ernannt.

Das Management möchte mit dem Verfahren die notwendigen Schritte für eine grundlegende Sanierung des Unternehmens einleiten, teilte das Unternehmen am späten Nachmittag mit. Für Weltbild-Kunden ändere sich durch das Verfahren nichts, das Geschäft werde weiter fortgesetzt. 

Weltbild ist seit 2014 in Private-Equity-Hand

Die weiteren Marken und Beteiligungen der WB D2C Group, zu der Weltbild mittlerweile gehört, wie Orbisana, Tausendkind, Buecher.de oder Jokers seien von dem Verfahren nicht betroffen. Im Gegenteil: Die WB D2C Group wolle ihr „House of Brands“ im Rahmen ihrer Buy-and-Build-Strategie weiter ausbauen, teilt das Unternehmen mit.

Als Grund verweist das Unternehmen insbesondere auf immense Kostensteigerungen infolge global gestörter Lieferketten. Weiter verschärft worden sei die Lage durch neue, aggressive Wettbewerber aus Asien.

Für Weltbild ist es bereits die zweite Insolvenz: Im Jahr 2014 musste das Unternehmen schon einmal ein entsprechendes Verfahren durchlaufen. Damals hatte mit Arndt Geiwitz ebenfalls ein Vertreter von SGP Schneider Geiwitz als Insolvenzverwalter fungiert.

Als Käufer für die bis dato zur römisch-katholischen Kirche gehörenden Weltbild-Gruppe konnte Geiwitz damals die Droege Group gewinnen. 2014 erwarb das Düsseldorfer Private-Equity-Haus zunächst einen Mehrheitsanteil an Weltbild, 2017 übernahm es die 1948 in Augsburg gegründete Verlagsgruppe dann komplett.

Weltbild sehr aktiv am M&A-Markt

Im Bundesanzeiger sind die Geschäftsberichte lediglich bis zum Jahr 2021 verfügbar. Damals kam das Unternehmen, auf einen Umsatz von rund 488 Millionen Euro. Zum Vergleich: Bei vollständiger Übernahme durch die Droege Group 2017 lag dieser bei etwa 425 Millionen Euro. Immer wieder trat Weltbild in den vergangenen Jahren auch als Player am M&A-Markt auf. Erst kürzlich hatte WB D2C das Berliner Rucksack- und Taschenlabel Fitz & Huxley erworben.

In der heute anlässlich der Insolvenz versendeten Mitteilung spricht Weltbild selbst von „einem wachsenden Jahresumsatz von rund 600 Millionen Euro und über 2.000 Mitarbeitenden“.

CEO Christian Sailer geht, CFO Sami Sagur kommt

Mit der Insolvenz ist auch ein Wechsel in der Führungsetage verbunden. Der ehemalige Finanzvorstand und CEO Christian Sailer sowie COO Bjoern Minnier verlassen die Geschäftsführung der WB D2C Group. Christoph Honnefelder und Sami Sagur als neuer CFO übernehmen ab sofort die alleinige Führung der WB D2C Group.

Sagur dürfte vielen noch als CFO der Drogeriekette Schlecker in Erinnerung sein: Ab Juli 2010 führte er das Unternehmen durch die Insolvenz. Derweil zeichnet Stefanie Penck ab sofort als alleinige Geschäftsführerin für Weltbild GmbH & Co. KG verantwortlich.

Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.

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